14. SONNTAG im Jahreskreis
Jesus ist durch Galiläa gezogen, hat von Gott geredet und Menschen geheilt. Er hat Anhängerinnen und Anhänger begeistert und sie haben sich ihm angeschlossen. Einige Geschichten erzählen, wie die Massen an ihm hingen. Dann kommt er in sein Heimatdorf, Nazareth. Dort ist es anders. Am Sabbat geht er, als gläubiger Jude, sozusagen „in die Kirche“, in die Synagoge, und spricht zu den Gläubigen. Die meisten von ihnen wird er schon gekannt haben.
Diese Menschen staunen: „Woher hat er all diese Weisheiten?“ Jesus, ist einer der nicht studiert hat. Er ist kein Schriftgelehrter, kein Theologe, er hat keine Titel. Ein hohes Ansehen hat er auch nicht, denn er ist nicht reich. Er ist einfach der Sohn eines Zimmermanns und der Maria. Und seine Geschwister kennen wir auch: sie leben hier unter uns. Jesus als ganz normaler Mensch, den sie kennen. Was will der uns vieles über Gott sagen? Wir kennen ja eh unsere Glaubenslehre. - Liebe Mitchristen, würden wir nicht auch so reagieren? Das ist alles so menschlich.
Aber was passiert da eigentlich? „Ein Prophet gilt nirgends so wenig wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.“ Diese Menschen bleiben bei Äußerlichkeiten stehen, bei der äußeren Person. Sie sind nicht offen für das, was er sagen will. Sie hören nicht hin und arbeiten sich stattdessen an oberflächlichen Fragen ab (Woher hat er das alles?), statt sich mit dem Inhalt der Ansprache zu beschäftigen. Es ist vielleicht so, wie es bei Goethes ‚Faust‘ heißt: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Aber Gott handelt und spricht nur durch Menschen.
Unwillkürlich denke ich an die ‚hochrangigen‘ Christen, die einige Jahrhunderte lang in verschiedenen Konzilien darüber diskutiert haben, ob Jesus nur Mensch war oder auch Gott, oder Mensch und Gott, mit einer menschlichen oder göttlichen Natur oder mit beiden. Sie haben jeden verketzert, der anders dachte. Ihr Verhalten war nicht in Übereinstimmung mit dem, was Jesus wollte. Nicht das, was Jesus gesagt und gewollt hat, stand im Mittelpunkt, sondern seine Person. Jesus aber war nicht an seiner eigenen Person interessiert, sondern daran, Gott zur Sprache zu bringen und Menschen zu Gott hinzuführen.
Wie oft haben wir in unserem Leben schon die Worte von Jesus gehört, z.B. in den Sonntagsevangelien? Hören wir wirklich auf ihn hin oder bleiben wir nur bei Äußerlichkeiten hängen?
Habe ich mich schon von Jesus angesprochen gefühlt, ja wie oft habe ich mich schon betroffen gefühlt? Seine Inhalte haben Hand und Fuß. Jedes Mal, wenn ich mich daran halte und danach handle, kann ich die Erfahrung machen, dass es eine tiefe Weisheit ist, die mein Leben reicher macht, ihm mehr Tiefgang gibt. Langsam aber sicher wächst dann in mir die Überzeugung, dass dieser Jesus für mich, für mein Leben, wichtig ist. Er ist für mich glaubwürdig, ja eine Autorität, die mein Leben verändern kann, dort wo es für mich wichtig ist.
Sogar dann, wenn dieser Jesus Dinge sagt, die mir im ersten Augenblick widerstreben, mich herausfordern und wo ich die Neigung habe, ihm zu widersprechen. Oft verstehe ich ihn nicht oder vielleicht falsch. Dann muss ich mit ihm ringen. So wächst mein Vertrauen zu ihm. Es wird im Laufe meines Lebens tiefer, reifer, stärker.
Einer hat einmal gesagt: „Praktizierender Katholik und regelmäßiger Kirchgänger zu sein, heißt noch nicht, Jünger von Jesus zu sein. Es hängt davon ab, ob ich ein Bedürfnis, eine Sehnsucht nach diesem Jesus habe. Würde ich ihn vermissen, wenn er in meinem Leben nicht vorkäme? Wenn nicht, dann habe ich mich noch nicht wirklich auf Jesus eingelassen, dann habe ich noch nicht seine wahre Bedeutung für mich erkannt.